Nur wer sich ändert...

Ein Lied von Wolf Biermann, das ich besonders mag. Er besingt darin sein Leben, wie er oft gegen den Strom schwamm, was sich verändert hat, auch in seinen Blickrichtungen. Ich habe ihn schon live gehört – in der Kirche. Und da gehört das Lied meiner Meinung nach besonders gut hin. Denn natürlich verändert sich viel in den Gemeinden. Rein äußerlich schon, die Laurentiuskirche wurde mit viel Aufwand renoviert. Das Paul-Schneider abgerissen und statt dessen hat die Versöhnungskirche jetzt ein kleines und feines Treppenhaus zu den Gemeinderäumen darunter mit der Küche  bekommen. Gottesdienste mit Wein und Snacks oder sogar mit Zwiebelkuchen sind so möglich. Der Kirchraum öffnet sich als Treffpunkt für Gespräche miteinander. Schweigen und Hören gehören trotzdem weiter dazu. Die Gottesdienste am ersten Samstagabend im Monat öffnen immer wieder diesen Raum. Genauso wie die Frühschichten mit anschließendem Frühstück, Literatur-Gottesdienste und vieles andere mehr.

Raum für neue Erfahrungen, Spielraum für Suchende, das wollen die Kirchen sein. Freiraum für neue und ganz eigene Gedanken, so hat Wolf Biermann die Kirchen einst in der DDR wahrgenommen und für seine Auftritte genutzt. Dabei sind seine Lieder nicht sonderlich fromm, von Gott ist da fast nie die Rede, höchstens einmal zwischen den Zeilen und wenn man ihn kennt. Der Liedermacher lässt sich auch mit 83 nicht so ohne weiteres vereinnahmen.

Sein Lied vom Verändern klingt in meinen Ohren gerade deshalb besonders nach, weil er als seine Waffen  neben der Musik auch den Bleistift nennt, Worte, Sprache. Sie ist für mich der Schlüssel in den Herzensraum eines jeden Menschen. Wenn ich die richtigen Worte finde – für die Konfis ebenso wie bei einer Beerdigung oder im Gottesdienst, dann öffnen sich die Herzen. Und oft auch Türen ins Innere, die lange hermetisch verschlossen gehalten wurden. Manchmal wie mit einem Zauberschlüssel, weil der ursprüngliche Schlüssel längst verloren ging.

Auch die Worte der Bibel finden ja immer wieder neue Worte, die Übersetzung der Lutherbibel 2017 überrascht mich an einigen Stellen immer noch. Die in meiner Jugend von mir so geschätzte Gute Nachricht hat längst ihren Platz räumen müssen für die BasisBibel, die nun auch bald mit den Geschichten des Alten Testaments auf den Markt kommen will.

Überhaupt, die Geschichten im Alten Testament, mit denen Jesus und Paulus ganz selbstverständlich aufgewachsen sind, eigentlich handelt es sich um die Heiligen Schriften der Juden. Ohne groß zu fragen haben die ersten Christen sie mit hineingenommen in ihr Heiliges Buch, in die Bibel. „Nur wer sich ändert, bleibt sich treu...“! Immer wieder gab es natürlich Streit darum, ob das Alte Testament überhaupt etwas mit Christus zu tun haben kann oder ob es genau darauf hinaus läuft?

Wenn ich mit meiner Freundin rede, die als Jüdin an der jüdischen Hochschule lehrt, will keine die andere vereinnahmen. Wir respektieren einander, haben viel zusammen erlebt, damals im Studium, später bei gegenseitigen Besuchen, auch in der Synagoge, bei der Bar Mizwah ihres Sohnes und wir haben noch einiges vor, gemeinsam.

„Nur wer sich ändert, bleibt sich treu“, das gilt für jeden Menschen, gleich welchen Glaubens und eben auch für mich, die ich an Christus und die Kraft der Vergebung glaube. „Ich glaube, hilf meinem Unglauben“ – Hilfe geschieht durch Veränderung.

Ihre Pfarrerin Silke Reinmuth

ANGEDACHT 2020

FebruarSilke ReinmuthWer die Wahl hat...
MärzSilke Reinmuth

Nur wer sich ändert...

MärzRainer Wilmer

Gott hat das letzte Wort

JuniSieghard FlömerDas ist doch nicht normal...
OktoberSilke ReinmuthWerbung für Gute Worte
DezemberRainer WilmerDie Hoffnung stirbt zuletzt!