„Man muss auch mal abwarten können“
Man muss auch mal abwarten können, meinte Mutter zu uns Geschwistern, wenn wir etwas ganz dringend haben wollten. Mich hat das damals nicht wirklich überzeugt. Noch heute bin ich nicht besonders geduldig. Ich möchte, was ich mir in den Kopf gesetzt habe, möglichst bald umsetzen. Warten ist eher lästig, verlorene Zeit. Und das ist es ja auch, wenn man beispielsweise im Stau steht und es einfach nicht vorwärts geht.
Aber Warten gehört zu unserem Leben nicht nur als lästige Pflichtübung. Es gibt vieles, das braucht die Geduld, dass sich etwas entwickelt.
Wenn ich krank bin, braucht es seine Zeit, bis ich wieder gesunde.
Bei Entscheidungen über die Zukunft der Gemeinde, die wir im Presbyterium treffen müssen, versuchen wir, die Gemeindeglieder mitzunehmen. Dazu braucht es Erläuterungen und auch Zeit, damit man die Beweggründe für diesen Beschluss nachvollziehen kann.
Wenn man sich auf etwas Besonderes freut, wie ein Konzert, dann kann die Wartezeit von Vorfreude erfüllt sein.
In einer Erzählung empfand ein Junge die Adventszeit als lästige Wartezeit auf das Weihnachtsfest und wünschte sich eine Verkürzung dieser Wartezeit. Der Adventszeit war ihm definitiv zu lang. Eine Woche hätte auch gereicht.
Alle Jahre wieder warten wir vier Wochen auf die Ankunft Jesu in unserer Welt. Wozu soll das gut sein? Für den Jungen war die Adventszeit einfach nur lästige Pflichtübung.
Darum aber geht es nicht. Sie ist oder sollte vielmehr eine Atempause sein. Ein Innehalten, um darüber nachzudenken, was die wirklich wichtigen Dinge im Leben sind. Ein Gespür dafür zu bekommen, was noch offen steht. Wir gehen auf Weihnachten zu, mit seiner Verheißung des „Friede auf Erden“. Aber so vieles in unserer Welt liegt noch im Argen, im Kleinen wie im Großen. Wo das Trennende stärker wird, ist die Verheißung, dass es nicht so bleiben muss, wie es ist, um so nötiger. Solches Warten ist aber kein passives Abwarten, sondern ermuntert dazu, etwas zu tun, Schritte zu gehen in die Richtung dessen, was wir erwarten, in der Familie, in der Gemeinde, in der Politik. Und dann sind die vier Wochen Warten gut investierte Zeit.
Rainer Wilmer
ANGEDACHT 2018
Februar | Claudia Günther | Frühjahrsputz für die Seele! |
Mai | Rainer Wilmer | „Halte deine Träume fest...“ |
Juni | Sieghard Flömer | Bin im Garten! |
Juli | Sieghard Flömer | Nur mal angedacht... |
September | Silke Reinmuth | Ganz schön ewig... |
November | Silke Reinmuth | Herbst – November – Winterzeit! |
Dezember | Rainer Wilmer | „Man muss auch mal abwarten können“ |
Dezember | Rainer Wilmer | "Die Herren dieser Welt gehen, unser Herr kommt!" |