Ganz schön ewig...

Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann
das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.

Aus dem Buch des Predigers Kohelet, Kapitel 3, 11

„Meine Güte, wir haben ja ewig nicht mehr so viel geredet ...“ – naja, ewig klingt wohl doch etwas übertrieben. Aber lange her war es schon, dass ich mit meiner Freundin ganz entspannt zusammen sitzen und plaudern konnte. Wir kennen uns schon lange, aber wirklich nicht ewig. Obwohl es mir oft so vorkommt. Denn uns verbindet etwas, das viel mehr in sich trägt als die gemeinsamen Erlebnisse im Studium. Die knapp zwei Jahre in Marburg, die gegenseitigen Besuche danach, wenn ich sie in Heidelberg, Bern und Mainz besucht habe und in Frankfurt, wo sie heute als Pfarrerin in ihrer Gemeinde arbeitet.

Christine hat mich auch in Edinburgh und München, später in Paderborn besucht und kommt jetzt eben hierher. Gemeinsame Interessen verbinden uns, klar, ewig lange Telefonate, Geschichten, die unsere inzwischen erwachsenen Kinder zum Staunen bringen und über die wir immer noch hemmungslos lachen können. Zum Beispiel die Fahrradtour über einen fast fertigen Autobahnabschnitt, für den Autoverkehr noch nicht frei gegeben. Zum Baggersee ging es, baden, es war heiß und sonnig und hinterher hatten wir den Sonnenbrand unseres Lebens. Auf der Rückfahrt kehrten wir in einer Waldwirtschaft ein und versuchten den Durst mit gut gekühltem Apfelwein zu löschen. Was sich als eine schlechte Idee erwies, denn zur stark geröteten Haut gesellte sich noch eine Art Sonnenstich.

Später wurden unseren Männer in diese Verbindung „eingefreundschaftet“. Ein Wort, das ich gerade erfunden habe, zugegeben, aber es umschreibt die Entwicklung ziemlich genau. Denn inzwischen sind wir alle miteinander kreuz und quer schon ewig befreundet. Gott hat die Ewigkeit in des Menschen Herz gelegt, so beschreibt es der weise Prediger Kohelet im Alten Testament. Weil Gott eben alles schön gemacht hat zu seiner Zeit. Was aber die Zeit überdauert und sich immer wieder als lebendig erweist, das trägt wohl die Spuren der Ewigkeit in sich.

Eine Geschichte mit Christine ereignete sich in Luzern. Von ihrem damaligen Studienort Bern hatten wir dorthin einen Ausflug unternommen. Wir schlenderten durch die wunderschöne Altstadt am Vierwaldstättersee und landeten schließlich in der Franziskanerkirche. Sehr alt und innen drin stellte sich der Kirchraum zunächst düster dar. Eine einsame alte Frau kniete an einem kleinen Altar und betete still vor sich hin. Während sich meine Augen langsam an das verstaubte Licht gewöhnten, brach plötzlich ein wahrer „Höllenlärm“ aus. Ein unbeschreiblicher Krach, der schon bald wieder abbrach und von energischen Kommandos unterbrochen sich schließlich in Musik verwandelte. Die Jugendband der Gemeinde probte für ihren nächsten Auftritt. Christine und ich waren uns schnell einig. So soll Kirche immer sein, so auf- oder besser anregend.

Und das ist meine Kirche für mich bis heute geblieben, ein Ort, an dem sich ewig alles verändert. Weil sie allem Lebendigen Raum schaffen darf. Ob sich das Leben im stillen Gebet äußert, in junger oder richtig lauter Musik – auch die klassische Orgel kann ja ganz schön laut sein, wogegen manches Baby bei seiner Taufe lautstark protestiert. In einer Kirche darf es natürlich auch ganz still sein und manchmal sogar leer. Lachende und fröhliche Menschen gehören in die Kirche ebenso wie alle, die trauern oder einsam sind. Vielleicht treffen sie andere dort, die mit ihnen ein Stück Weg gemeinsam gehen. Und am Ende kennen sie sich schon ewig. Einen schönen Herbst voller Geschichten für die Ewigkeit, das wünscht Ihnen

Ihre Silke Reinmuth.

 

ANGEDACHT 2018

Februar Claudia Günther Frühjahrsputz für die Seele!
Mai Rainer Wilmer „Halte deine Träume fest...“
Juni Sieghard Flömer Bin im Garten!
Juli Sieghard Flömer Nur mal angedacht...
September Silke Reinmuth Ganz schön ewig...
November Silke Reinmuth Herbst – November – Winterzeit!
Dezember Rainer Wilmer „Man muss auch mal abwarten können“
Dezember Rainer Wilmer "Die Herren dieser Welt gehen, unser Herr kommt!"