Frühjahrsputz für die Seele!
Weg damit! Lustvoll lasse ich die Berge von alten Zetteln, Heften und Werbematerial in die Papiertonne fallen. Als ich den leeren Sammelkarton für das Altpapier unter den Schreibtisch stelle, atme ich auf. Endlich fühle ich mich wieder frei! Die Entsorgung des Altpapiers war der letzte Schritt beim längst überfälligen Aufräumen des Arbeitszimmers. Ich habe geordnet, weggeräumt und weggeschmissen – einen ganzen Tag lang. Jetzt sehe ich wieder alles, was auf dem Schreibtisch liegt, auf einen Blick. Die Regalflächen und der Schreibtisch sind frei von Ballast. Etwas zum Trinken steht drauf, Kerzen und die Fotos meiner Patenkinder; auf dem Schreibtisch eine Karte mit der Jahreslosung: „Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ Zufrieden schaue ich mich um. Ich habe das Gefühl, wieder atmen zu können.
Aufräumen kann etwas sehr Wohltuendes sein. Wichtiges von Unwichtigem trennen. Ballast loswerden, Altlasten entsorgen. Luft und Raum für Neues gewinnen: zum Atmen, zum Leben.
Mit meinem Innenleben ist es manchmal genauso wie mit meinem Arbeitszimmer: Ab und zu tut eine Inventur da ganz gut. Was bewegt mich, was beschäftigt mich eigentlich? Wo investiere ich Zeit, worauf verwende ich Energie? Was ist mir wichtig, und wo schlägt mein Herz? Und: Sind das jeweils dieselben Dinge? Oder geht da so manches durcheinander? Ist vielleicht das, was mir wichtig ist, gar nicht mehr sichtbar in meinem Leben, weil ich so viel anderes darübergelegt habe? Es tut gut, diese Fragen ab und an einmal zu stellen – und gegebenenfalls Konsequenzen zu ziehen.
Im Kalender des Kirchenjahres bieten die derzeitigen Wochen der Fastenzeit, der Passionszeit, die Möglichkeit für eine solche Lebens-Inventur: Ausmisten, Frühjahrs-Putz für die Seele – und das im Blick auf Gott und Gottes Willen für uns.
In Jesus, der für uns den Weg ins Leiden und in den Tod gegangen ist, hat Gott uns gezeigt, wofür er steht und was ihm wichtig ist für uns: nämlich unsere Lasten mitzutragen und sie uns abzunehmen, so dass wir loslassen können, was uns schadet, und in der Umkehr zu ihm neue Lebenskraft finden. In den sieben Wochen vor Ostern gibt es besonders viele Möglichkeiten für eine solche „Lebens-Inventur“ vor Gott: Teilnahme an verschiedenen kirchlichen Fasten-Aktionen, bei denen man auf Dinge verzichten und anderes neu entdecken kann; persönliche Einkehr oder Exerzitien im Alltag; gemeinsames Nachdenken mit anderen über Gott und die Welt bei den Lydia-Frühschichten, oder das Hören auf die biblische Passionsgeschichte in unseren Passionsandachten, um dabei der Frage nachzuspüren: Wo ist eigentlich MEIN Ort in diesem ganzen Geschehen?
Gemeinsam ist all diesen Angeboten, dass sie zugeschüttete Zugänge zur Lebens-Quelle wieder freilegen wollen. Dass sie uns helfen wollen, unser Leben vor Gott neu zu ordnen und uns an Jesus zu orientieren und auszurichten.
„Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ Ich wünsche es uns allen, dass wir – wie auch immer – dieses Angebot des Gekreuzigten und Auferstandenen in Anspruch nehmen. Ich wünsche es uns, dass wir erfahren, wie Gottes Kraft uns frei macht und atmen lässt, wie sie den Blick klärt und Prioritäten ordnet, wie sie uns Mut gibt, Ballast loszulassen und Wichtigem Raum zu geben, und wie sie uns neue Freude schenkt am Leben.
Ihre Pfarrerin Claudia Günther
ANGEDACHT 2018
Februar | Claudia Günther | Frühjahrsputz für die Seele! |
Mai | Rainer Wilmer | „Halte deine Träume fest...“ |
Juni | Sieghard Flömer | Bin im Garten! |
Juli | Sieghard Flömer | Nur mal angedacht... |
September | Silke Reinmuth | Ganz schön ewig... |
November | Silke Reinmuth | Herbst – November – Winterzeit! |
Dezember | Rainer Wilmer | „Man muss auch mal abwarten können“ |
Dezember | Rainer Wilmer | "Die Herren dieser Welt gehen, unser Herr kommt!" |